Was sind Überkopfverglasungen?

Als Überkopfverglasungen bezeichnet man die Verwendung von Glasscheiben als Dach. Diese Verglasungen werden bevorzugt bei Lichtdächern, Lichtkuppeln, bei Wintergärten, zum Teil auch bei Carports sowie bei Terrassenüberdachungen eingesetzt. Die gestalterischen Grenzen für solche Anwendungen sind fast frei. Man muss jedoch gerade bei Glas auch einiges beachten, um sichere Bauwerke herzustellen.

Was sind absturzsichernde Verglasungen?

Als absturzsichernde Verglasungen bezeichnet man Glasscheiben, die in Treppen und Balkongeländern verbaut werden. Diese Glasscheiben dürfen ebenfalls nur aus Verbund-Sicherheits-Glasscheiben (VSG) oder auch aus teil-vorgespannten Glasscheiben (TVG) bestehen. Auch hier ist die zu verwendende Glasdicke von der Einspannungsart abhängig. Auch hier gilt, dass die Glasscheibe im Versagensfall stehen bleiben muss, damit kein Mensch abstürzen kann. Aus diesem Grund dürfen solche Glasscheiben eine Glasdicke von 12 mm nicht unterschreiten. Es können aber auch bis zu 20 mm starke Glasscheiben statisch notwendig sein, wie dies bei Ganzglas-Geländern die Vorschrift ist. In jedem Fall ist es angebracht, von dem Glas-Hersteller (z.B. Firma Flachglas usw.) eine Berechnung durchführen zu lassen. Diese Berechnung kann aber einen statischen Nachweis nicht ersetzen, ist aber ein relativ genauer Wert bei dem man auf der sicheren Seite ist.

Auf was ist bei Überkopfverglasungen zu achten?

Bei Überkopfverglasung ist das Wichtigste, für die Sicherheit der Personen Sorge zu tragen, die sich unter Glasdächern befinden sowie die richtige statische Auslegung hinsichtlich der Tragfähigkeit von Glasdächern. Ich sehe immer wieder Vordächer, auf denen nur 8 mm starke Glasscheiben montiert sind. Diese sind mangelhaft und zum Teil auch noch gefährlich. Generell gilt, dass Glasdächer so konzipiert werden müssen, dass herabfallende Gegenstände (z.B. lose Dachziegel, die durch starken Wind gelöst werden) die einzelnen Glasscheiben nicht durchschlagen. Dies erreicht man, indem zwei einzelne Glasscheiben mittels einer durchsichtigen Trägerfolie miteinander verklebt werden. Die Folie bewirkt, dass die Glasscheibe nicht in tausend Stücke zerspringt, sondern splitterbindend (genau wie bei Autoglasscheiben) ist. Auch die in unseren Breitengraden vorhandenen Schneelasten müssen berücksichtigt werden. Ein weiterer Aspekt ist die Dichtigkeit von Glasdächern. Laut Norm müssen Glasdächer einen Neigungswinkel von mindestens 10 Grad aufweisen, damit Wasser und Schnee mit der nötigen Geschwindigkeit ablaufen können. Aus diesem Grund schreibt der Gesetzgeber (“Technische Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten Verglasungen”) vor, dass mindestens 12mm starke Verbund-Sicherheitsglasscheiben zur Ausführung kommen müssen. Aber auch die Ausladung und die Auflageart sind entscheidend für die Sicherheit. Man unterscheidet hier zwischen folgenden Lagerungsarten:

 

  • umlaufend eingespannter Lagerung
  • linienförmiger Lagerung
  • punktförmiger Lagerung

 

Ideal sind Glasscheiben die umlaufend eingespannt sind. Bei dieser Lagerung sind technisch größere Glasscheiben machbar als dies bei linienförmiger- bzw. bei punktlagerung möglich ist. Bei Punktgelagerten Glasscheiben stehen die gestalterischen Möglichkeiten im Vordergrund, da nur filigrane Halter zur Ausführung kommen. Hierdurch wird eine fast freie Sicht nach draußen erreicht, ohne dass oft störende Rahmenteile optisch das Sichtfeld versperren.

Darf ESG Glas als Überkopfverglasung oder als absturzsichernde Verglasung verwendet werden?

Kurz gesagt: “Nein”Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG Glas) hat eine äußerst harte und widerstandsfähige Oberfläche. Bei Bruch jedoch zerspringt die Glasscheibe in tausende kleine Bruchstücke – und dies oftmals ohne Vorwarnung oder erkennbare Risse im Glas. ESG Glasscheiben haben auch eine erhöhte Kantenbruchgefahr. Das heißt, dass die gesamte Scheibe schon beim kleinsten Schlag auf die Glaskante bersten kann. Ein weiterer Aspekt ist, dass auch die Sonneneinstrahlung zu Glasbruch führen kann. Aus diesen Gründen ist eine Verglasung mit ESG nicht zulässig. Viele unserer Kollegen und auch Architekten verbauen nach wie vor ESG Glasscheiben, ohne sich dessen Gefahr bewusst zu sein.